Taucha und die Deutsche Post: Willkommen in der Provinz!

Ich mag Taucha. Wirklich. Eine sympathische Kleinstadt mit sympathischen Einwohnern und kurzen Wegen. Aber manchmal, da flucht man über diese Stadt und benutzt böse Wörter. „Kaff“ oder „Provinz“ zum Beispiel. Heute war wieder so ein Tag. Problem: Briefe zur Post bringen. Ja, das ist ein Problem. Unser Postamt heißt nämlich nur noch so, ohne die Funktion einer Post zu erfüllen. Weil es das ständig expandierende Weltunternehmen wohl für besser hält, Gewerbetreibende und Privatleute nicht zu ihren Kunden zählen zu wollen. Und weil unser toller Bürgermeister nicht den Arsch in der Hose hatte, die Schließung der Post zu verhinden. Was er sicherlich hätte tun können, auch wenn die Post ein Privatunternehmen ist. Das Gute allerdings: Am Gebäude hängt noch ein Briefmarkenautomat, gleich daneben ist ein Briefkasten. Nur müsste dieser Automat auch mein Geld wollen. Wollte er nicht, egal, was man reinsteckte. So wie das Geld im gelben Roboter verschwand, spuckte dieser es wieder aus. „Geh halt woanders hin“, hörte ich ihn dabei sagen. Zumindest hab ich das so verstanden.

Also weitergefahren zum Quelle-Shop. Dieser darf seit vergangenem Jahr auch Postagentur spielen. Dort drin stehen zwei meist miesgelaunte Damen, die in gelangweilter Routine, ohne diese Routine wirklich zu besitzen, Pakete und Briefe annehmen. Nur heute nicht. Denn Donnerstagnachmittags ist dieser Quelle-Annahmeladen einfach mal zu. Weil’s eben so ist. Und Taucha ja eh ein Kaff ist. Oder wie soll man das werten? Natürlich weiß ich, dass dort jeden Donnerstag Nachmittag geschlossen ist. Aber ich weigere mich strikt, mich vor meinem Gang zur so genannten Post vom korrekten Tag und der korrekten Zeit zu überzeugen und darüber nachzudenken, ob man wohl gewillt ist, mein Geld anzunehmen. Also stand ich heute zum zweiten Mal vor dem Eisengitter, das man wohl dort angebracht hat, im Glauben, man könnte aus dem Quelle-Ramsch was wertvolles klauen wollen.

Was blieb? Die nächste Postagentur im Portitz-Treff. Dort ist man nett und hat täglich bis 19 Uhr geöffnet. Erste Wahl ab sofort – und ich werde mich trotzdem mal bei der privaten Konkurrenz umschauen.

8 Gedanken zu „Taucha und die Deutsche Post: Willkommen in der Provinz!

  1. Rache für die Post-Kunden ! 😈

    Endlich nimmt sich mal einer des Themas an. 😥 „Plötzlich“ für einen Tag oder nur ein paar Stunden geschlossene Fillialen, ausgedünntes Fillialnetz, gekürzte Öffnungszeiten, mangelnde Veröffentlichung derselben auf der HP.

    … aber irgendwie hat man bei den Postagenturen nicht den Eindruck, daß dies die „richtige Post“ ist … ich hab´da immer Angst, die geben mir falsche Briefmarken… 😉

  2. Irgendwie geht ihr da etwas falsch ran. Mag ja sein, daß es „private Anbieter“ gibt, die eventuell mehr Filialen im Umkreis haben. Und ja, ich weiß wie es ist, wohne selber in einem Kaff. Dennoch konnte ich mich nie über die Post beklagen. Klar nervte es, wenn der Postausgang bis 16:00 Uhr fertig sein mußte. Gleichwohl verschwand bei der Post fast nie – mit einer einzigen Ausnahme – nur ein einziges Paket oder gar ein Brief. Eine Erfahrung die ich bei „privaten Zustellern“ leider ständig mache. Da kommen Brief mit unzustellbar zurück, nur weil der Trottel keine Lust hat, die Briefe auszuliefern. Das sind dann für einen Gewerbetreibenden Kostenstellen, die einfach nicht tragbar sind. Mittlerweile kann ich sogar sagen, daß das bei vielen „privaten“ gängige Praxis ist.

    Natürlich wurde das Filialnetz der DPAG massiv ausgedünnt. Die Gründe liegen aber auf der Hand: Schaffen drei rüstige Rentner drei Briefe in der Woche zur Filiale, rentiert sich das einfach nicht mehr. Und jeder, der nur halbwegs wirtschaftlich orientiert ist, zieht die Schließung der Niederlassungen in Betracht. Aber! Der Geschäftskundenservice ist und bleibt hervorragend. Als ein Brief aufgrund einer Schlampigkeit verlegt wurde, bekam ich die Gebühren mehrmals ersetzt und die Entschuldigung kam nochmals in schriftlicher Form. Das bekommt man bestimmt nicht beim ’nen Wochenendzusteller… 😉

    Ansonsten kannst Du Deinen Zusteller im Ort auch direkt ansprechen. Bei uns nehmen diese direkt die Briefe an und können meist sogar Geld wechseln. Die Quittungen gibt es dann am nächsten Tag.

    Nachtrag: Nein, ich arbeite garantiert nicht für die Post. 😆

  3. Ich verstehe wirtschaftliche Gründe eines großen Konzernes durchaus. Nur ist es eben so, dass Taucha kein solches Dorf ist, in dem drei Rentner die Woche Briefe verschicken. Hier gibt es durchaus Gewerbe – und das nicht zu knapp. Der Gewerbeverein hatte damals auch heftig protestiert – ich hatte gar eine Website dafür vorbereitet. Der Protest allerdings ist dann sehr schnell verhallt. Der Bürgermeister schob jede Zuständigkeit von sich, die Post schob die Kostengründe vor. Das Resultat sieht man nun – wie oben beschrieben. Solch ein Vorgehen erwarte ich einfach nicht von einem Konzern. Wenn Tante Emma unter Mittag schließt, weil sie ihrem Mann ne Suppe kochen muss, ist das was anderes. Aber die Deutsche Post AG sollte nicht dafür sorgen, dass eine Kleinstadt zum Kaff verkommt durch einen solchen Entschluss.

    Aber Jammern nützt eh nix mehr, ist ja bereits zu spät. Und solange die, die zuerst laut gemeckert haben, nun still sind, ist doch für die Gelben alles gut. Und Taucha kann sogar seine Politesse und dessen männliches Pendant auf die Leute losjagen, die auf den nicht vorhandenen Parkplätzen vor der Post stehen. Ist doch ein Gewinn für alle.

  4. Nun gut, daß es bei der DPAG Fehlentscheidungen gab, vermochte ich mit meinem Beitrag gar nicht auszuschließen. Zumal ich ja die genauen Hintergründe um den Ort Taucha nicht kannte. Gleichfalls ist es natürlich schwer bei Filialenschließungen die richtigen Entscheidungen zu treffen und ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Entscheidung jemand von uns freiwillig treffen möchte. Jedoch war dies zur damaligen Zeit ein notwendiger Schritt für die Deutsche Post um profitabel zu bleiben. Leider – muß man sagen – ist die Deutsche Post börsennotiert, was dem Servicegedanken mit Sicherheit hinderlich, anstatt förderlich ist.

    Andererseits muß man auch bedenken, daß die baldige Aufhebung des Briefmonopols ordentlich an der DPAG kratzen wird. Und daß sowas kommt wußte man in den Vorstandsetagen schon vorher. Der Pokereinsatz wäre hierfür einfach zu hoch gewesen. Im übrigen mußte ich auch jeden Tag 22 Kilometer zur Filiale schruppen und mich hat es irgendwann auch tierisch genervt. Aber so ist es mit dem Warenmarkt, so ist es mit der Drogerie. Und im Osten gehen Ladenschließungen sowieso zumeist schneller von der Hand, als im Westen.

    Mittlerweile stehen Mindestlohnforderungen bei der DPAG an. Und dennoch muß man die momentanen Kampfpreise halten, um im Wettbewerb zu bleiben. Ein Balanceakt wie ich finde, was sich auch hervorragend an der Aktie (WKN 555200) abzeichnet.

    In diesem Sinne!

    Gruß,
    Steven

  5. Nach Berichten u.a. des ZDFs (VT S. 135) wollen die Deutsche Post bis 2011 700 (!) ihrer verbliebenen Filialen schließen…von 800. An den aufgegebenen Standorten sollen private Partner wie Supermärkte und Bäckereien (!) Postdienstleistungen anbieten.

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