FDP fürchtet sich um Mittelstand

Taucha. In Sachen Ladenschluss will die FDP im Sächsischen Landtag den Zustand von vor 2007 wieder herstellen. vorhat. Da mussten Händler ihre Geschäfte nur an drei Feiertagen geschlossen halten. Die derzeitige Situation, dass Läden an 15 Feiertagen geschlossen bleiben müssen, ist eine „völlig weltfremde Entscheidung“, sagte Sven Morlok, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Partei am Donnerstagabend im Tauchaer Ratskeller. Dieses Gesetz zu ändern ist Morloks erklärtes Ziel.

Den Liberalen haben es besonders Blumenhändler angetan, die unter der Regelung massiv leiden würden. Gerade in diesem Jahr. Denn der Muttertag fällt auf den Pfingstsonntag, was erhebliche Umsatzeinbußen mit sich bringe. Darum hatte die FDP zu einer Informations- und Diskussionsrunde geladen. Taucha ist dabei nur eine Station von vielen in Sachsen. „Wir gehen bewusst nicht nur in die großen Städte, sondern wollen auch am Rande und in der Region unseren Standpunkt klarmachen“, so Morlok. Allerdings verhallte dieser bei rund zehn Teilnehmern fast ungehört – Tauchas Blumenhändler nahmen an der Veranstaltung nicht teil.

Dabei teilen sie die Empörung und Befürchtungen durchaus. Diana Zettelmann, Inhaberin des Geschäftes Mitbringsel am Markt und CDU-Stadträtin beispielsweise sagt: „Natürlich grämt uns das. Der Fachverband deutscher Floristen, dem ich auch angehöre, beschäftigt sich aber bereits eingehend damit und versucht, eine Änderung herbeizuführen.“ Eine Sonntagsöffnung hatte sie allerdings nie favorisiert. „An einigen Feiertagen wie dem Muttertag wäre es trotzdem schön, öffnen zu dürfen. Wenn das nicht klappt, müssen wir eben am Samstag davor länger öffnen“, sagt sie. Trotzdem würde eine Menge Umsatz verloren gehen, weil ein Großteil der Kunden Spontankäufe direkt am Feiertag bevorzuge. Deutliche Worte fand Gudrun Schmidt, Inhaberin von Blume Creativ: „Das ist der Niedergang des Mittelstandes. Große Geschäfte haben die Narrenfreiheit, Möbel oder sonst was an Sonntagen zu verkaufen. Nur wir kleinen Händler dürfen uns nicht unseren Lebensunterhalt verdienen.“

Dieser Argumentation folgte auch Morlok. „Fachbetriebe und Mittelständler werden behindert. Sie können an solchen umsatzstarken Tagen keinen Gewinn einfahren, während Tankstellen oder Bahnhofsgeschäfte geöffnet haben.“ Ein anwesender Blumenhändler, der weder seinen Namen, noch den Standort seines Geschäftes preisgeben wollte, wünschte sich amerikanische Verhältnisse. „Warum überlässt man es nicht den Unternehmern, selbst zu entscheiden, wann sie geöffnet haben dürfen und wann nicht? Es heißt ja nicht, dass wir dann auch öffnen müssen, sondern auf die Bedürfnisse der Kundschaft eingehen dürfen.“ Dem stimmte Morlok zu und warf der sächsischen Landesregierung vor, zu viel Kontrolle und Mitbestimmung auszuüben. „Und meistens gerade dort, wo es nicht nötig ist.“

Am Mittwoch kommender Woche soll im Landtag das Thema erneut zur Sprache kommen. Morlok hofft, dass dann dem Gesetzentwurf seiner Partei zugestimmt wird. Was passiere, wenn dem nicht so ist, wollte Frank Lehmann, Inhaber eines Gartenbaubetriebes aus Leipzig-Thekla wissen. „Dann ist eine Öffnung am Muttertag nicht mehr möglich, weil die Zeit für ein geordnetes parlamentarisches Verfahren zu kurz wäre“, informierte Morlok. Für Lehmann Anlass genug, bei seinen gewählten Abgeordneten Druck zu machen.

Erschien am 1. März 2008 in der Leipziger Volkszeitung.