Hundehaufen verärgern Tauchaer

hundehaufen_2.jpgEine echte „Scheiß-Geschichte“ hatte ich heute in der LVZ, aber auch das muss mal sein. Bitteschön:

Wenn Katja Steinke das Haus verlässt, schaut sie seit einigen Wochen immer nach unten. Das allerdings ist keine unfreundliche Geste den Nachbarn gegenüber – die 31-Jährige tut dies zum Selbstschutz: um Hundehaufen auszuweichen. So wie ihr geht es derzeit vielen Anwohnern der Goethestraße in Taucha, die sich massiv über die tierischen „Tretminen“ beschweren. Haus- und Stadtverwaltung sind die Probleme bekannt. Ihnen Herr zu werden, scheint dagegen schwer.
„Die Wiesen vor dem Haus und der Fußweg sind regelrecht zugepflastert mit den Haufen“, sagt Steinke aufgebracht. Die zweifache Mutter würde an schönen Tagen gern mit ihrem zehn Monate alten Sohn laufen üben. „Wo ginge das besser als auf der Wiese vor der Tür. Da kann man allerdings seit Wochen nicht mehr treten, weil alles voller Hundekot liegt.“ Dabei sei bekannt, dass an der Gabelung Thomas-Mann-/Friedrich-Ebert-Straße eine wild bewachsene Fläche existiere, die ausschließlich als Hundewiese diene. Die Übeltäter vermutet sie daher nicht in der Goethestraße: „Die kommen von woanders her.“

Thomas Brade vom gleichnamigen Hausmeisterservice, der für das Objekt zuständig ist, geht mit dieser Meinung mit: „Ich glaube, die kommen aus Richtung Wohnanlage Graßdorfer Wäldchen, genaues weiß ich aber nicht.“ Und weil die Hundehalter noch nie erwischt worden sind, bleibt Brade nichts anderes übrig, als die Haufen zu beseitigen. „Ich bin doch sonst der Dumme, am Ende heißt es, ich habe meine Arbeit nicht korrekt gemacht“, sagt er. Dass dadurch Arbeitsmaterialien in Mitleidenschaft gezogen werden, muss er in Kauf nehmen. „Rasenmäher, Rechen, Schaufeln – das ist kein schöner Geruch, wenn man das im Auto transportieren muss“, sagt der Hausmeister, der in Leipzig und Taucha knapp 300 Häuser betreut. Nirgends sei es aber so schlimm wie in der Goethestraße.
Auch Roland Sturm von der Hausverwaltung Sachsengrund GmbH, die für die Häuser samt Grünflächen verantwortlich ist, sind die Zustände in der Goethestraße bekannt. „Ja, wir haben dort ein massives Problem und bereits in der Vergangenheit mit Aushängen versucht, an die Vernunft der Leute zu appellieren. Wir hatten erwartet, dass man von zivilisierten Menschen verlangen kann, die Exkremente ihrer Hunde zu beseitigen. Leider ohne Erfolg“, bedauert er. Die Haufen seien nicht nur ein hygienisches Problem, sondern vor allem auch schädlich für das Image der Hausverwaltung. „Wir hatten bereits Mietinteressenten, die verständlicherweise die Nase rümpften über den Kot.“

Dabei müsste jedem Hundebesitzer bekannt sein, was die Polizeiverordnung – einsehbar für jeden über das Internet – über die Entsorgung von großen und kleinen Haufen besagt: In Paragraph 6, Absatz 1 heißt es sinngemäß: Flächen, die regelmäßig von Menschen genutzt werden, dürfen nicht durch Tiere verunreinigt werden. Und Absatz 3 besagt, dass Verunreinigungen unverzüglich zu beseitigen sind. Und „unverzüglich“ heißt „sofort“, wie Albrecht Walther, Leiter des Ordnungsamtes Taucha erklärt. „In Taucha gibt es zwar keine Pflicht zum Mitführen von Tüten. Dafür muss der Hundekot mit geeigneten Mitteln entfernt werden.“

Angesichts dieser schwammigen Auslegung fragt sich Sandra Czyzniewski, ob es nicht einfacher wäre, an Problemstellen Automaten mit Entsorgungstüten oder Papier aufzustellen. „Ich habe mal in Flensburg gewohnt, dort ist das gang und gäbe. Das würde ich auch nutzen“, sagt die Halterin eines kleinen Mischlings. Diese Lösung kommt für Walther aber nicht in Frage. „Ich vermute, diese Kästen würden durch Vandalismus mehr beschädigt, als dass sie genutzt werden könnten. Der Bauhof hat bereits genug Einbußen durch kaputte Bänke und Mülleimer.“

Vielmehr setzt das Ordnungsamt auf Mithilfe der Anwohner. In der Vergangenheit hätten die Beamten bereits mehrere Hundehalter mit 25 Euro Verwarnungsgeld belegen können, ausgelöst durch Anzeigen von Bürgern. „Diese Anzeigen müssen schriftlich mit Tatzeit und Name des Verursachers bei uns eingehen“, so Walther. Doch genau da steckt das Problem. „Wir wissen doch oftmals gar nicht, wer seinen Hund auf die Wiese machen lässt“, sagt Czyzniewski, die laut eigenem Bekunden die kleinen Haufen ihres Tieres immer beseitigt. Unterstützung bekommt sie von Katja Steinke. „Hier kommen Leute mit Rottweilern und anderen Rassen her, die wir gar nicht kennen. Diese Leute namentlich zu benennen, fällt da natürlich schwer.“

Hausmeister Brade wünscht sich mehr Unterstützung durch das Ordnungsamt. „Das Problem wird sein, dass die Beamten vor 8 Uhr ihr Büro nicht verlassen. Da sind die Hundehalter längst die erste Runde gelaufen“, vermutet er. Dem widerspricht Albrecht Walther allerdings. „Wir haben versetzten Dienst, der an manchen Tagen bereits um 6 Uhr beginnt. Allerdings können unsere beiden Vollzugsbediensteten nicht überall sein“, sagt er, kündigt aber gleichzeitig an, sich um Hilfe durch die Sächsische Sicherheitswacht zu bemühen. Bis es soweit ist, bleibt Steinke und ihren Nachbarn wohl nur eines übrig: Detektivarbeit. „Dann müssen wir eben hinter den Haltern herlaufen und nachsehen, wo die wohnen.“

5 Gedanken zu „Hundehaufen verärgern Tauchaer

  1. Nach all den hübschen Menschen mal ein Foto, das nicht nach Parfüm riecht. Danke für das nordische Format, liebe LVZ und natürlich für die viele Farbe, die dieses Dokument erst zu einem richtigen Hingucker werden ließ.

    Fragt sich nur, ob jene Zeitungsseite geeignet ist, Fiffi stubenrein zu bekommen 😉

  2. Nicht Fiffi, sondern der Halter muss umerzogen werden. Das kann auch eine Zeitung nicht leisten, aber vielleicht konnten wir etwas aufklären. Mal wieder. Es gibt spannendere Themen, sicher. Aber auch das muss sein.

  3. guter artikel,zeigt mal wieder die unfähigkeit
    kommunaler Behörden ,auch nur die geringsten
    regeln zwischenmenschlichen zusammenlebens zu gestalten und durchzusetzen.

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