Radio PSR: Die untergegangene Million

Es gibt Leute, die behaupten, es sei kein Zufall, dass Radio PSR die Million gerade heute ausgespielt hat. Denn heute kamen die ma-Zahlen. PSR konnte sich abermals als privater Marktführer behaupten. 226.000 Hörer schalten pro Durchschnittsstunde ein. Im Vergleich zur vergangenen ma 2006 Radio II stagnierten die Zahlen auf diesem Niveau. Ein Grund zur Freude, denn alle anderen Sender verloren Hörer. In diese Freude wollten die Leipziger Radiomacher – so glauben manche – noch etwas mehr Freude streuen. Mit einem Millionengewinner nämlich.

Der wurde heute auch präsentiert. Eine Frau aus Bad Lausick mit „weniger als 900 Euro“ auf dem Konto, die zudem noch im Rollstuhl sitzt, gewann in der besten Sendezeit zwischen 7 und 8 Uhr das Geld, von dem sie nun – wir erinnern uns – 20.000 Euro abgeben muss, um mit PSR und der BILD shoppen zu gehen. Das gibt sicher rührige Geschichten. Kinder, Tiere und sozial Schwache – das geht immer. Zwar schließt man mit dem Exklusivrecht der BILD zwar alle anderen Medien aus (ich würde dazu nichts schreiben), aber Willi Tell wird’s schon schön schreiben. Gehört ja zur Familie.

Allerdings – so plausibel es auch erscheinen mag, den Gewinner zur Mediaanalyse zu präsentieren, von der man ja vorher nicht genau wusste, ob man nicht statt der Stagnation gehörig Verluste hinnehmen muss – ich glaube nicht an wilde Theorien von vorher feststehenden Gewinnern, die dann den Mund halten müssen, wenn sie das Geld nicht wieder verlieren wollen. Denn: im Trubel der MA ging die Pressemitteilung vom gewonnenen Geld einfach unter. Das dürfte vorher schon festgestanden haben. Zudem hätte man sich dann sicher einen besseren Ort als Bad Lausick ausgesucht. Nicht falsch verstehen, aber die Stadt ist ja pressetechnisch noch ärmer dran als Leipzig. Da sucht man sich doch eher einen Ballungsraum. Oder nicht?

Vielleicht bin ich aber auch einfach zu naiv.

Zumindest scheint sich mein Wunsch nach einem Funkhaussprecher nun zu erfüllen. Die Leipziger Agentur Westend, für die ich auch tätig bin, unterstützt derzeit Radio PSR bei der Pressearbeit. Vielleicht wird ja mehr draus. Würde mich freuen für die Kollegen beider Seiten.

4 Gedanken zu „Radio PSR: Die untergegangene Million

  1. Ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass daran etwas gedreht wurde; bei einer Million ist das dann doch ein wenig *zu* riskant. Dass die Gewinnerin »passt«, ist einfach Glück. Auf jeden Fall erfreulich für sie.

  2. Da kann man nur sagen, gute PR gemacht. Glückwunsch. Feiert euch! Ich kann mich diesem Artikel nur anschließen. Das wären ja gar fast kosmische Zufälle, so wie es bei Radio PSR und der einen Million zuging. Wenn man ein Cent Stück auf der Straße findet oder einen Sitzplatz in der Straßenbahn bekommt, im Berufsverkehr natürlich, dann ist dieses Zufall und Glück.
    Aber doch nicht bei Radio PSR. Dort herrscht bestimmt noch die Hierarchie (müssen sicher jeden Morgen Uniform anziehen, marschieren und Fresse halten.) und nichts wird dem Zufall überlassen, wäre auch nicht gerade lukrativ. Man stelle sich vor, nach einer Woche taucht der Schein auf, dann hat es doch keiner mitbekommen. (Außer die Armem Bürger(innen) die sich nun, dank dieser tollen Aktion in die private Insolvenz telefoniert haben.(nur 0,50 Cent je Anruft aus dem Festnetz der DT.) Und das Schlimmste wäre, wenn dann am besten noch eine Person, bei der der Euro unter dem Schreibtischbein liegt, damit der Tisch nicht wackelt gewonnen hätte. Na, wo bleibt denn da die Tränendrüse und die Schlagzeilen für das Haus Axel Springer. (Gut, die würden auch aus Scheiße eine Sensation machen, bei der Klientel die das Blatt liest!)
    Also man kann sagen, Radio PSR hat eine gute PR-Abteilung, die alles, wirklich alles versucht den Sender als „Sender der Herzen“ da stehen zu lassen (sowas nagelt sich in die Köpfe.), schon bei dem Gedanken könnte ich kotzen!
    Also weiterhin, morgens aufstehen, Zähne putzen und bloß kein Radio anmachen, ich habe doch Computer, CDs und einen iPod, was will man mehr?

Kommentare sind geschlossen.