Eine Art, das Leben zu genießen: Oldtimerfreunde unter sich

Taucha. Oldtimer werden nicht gekauft, sie werden vor allem „gefunden“. In Scheunen, verfallenen Garagen oder sogar im Wald. Diese Antworten hörte, wer gestern beim Oldtimer- und Teilemarkt bei Möbel Höffner in Taucha mit den Besitzern alter Karossen ins Gespräch kam.

Besitzer wie Jörg Weller, der mit seinem metall-blauen Chevrolet Apache, Baujahr 1959, anreiste. „Den habe ich tatsächlich in Einzelteilen aus einer Scheune rausgeholt und Stück für Stück zusammengebaut“, sagte der Inhaber einer Werbeagentur. Stolze 250 PS stark ist der Motor des Pick-Ups, der rund 200 Stundenkilometer schafft. „Aber so schnell wird er nur selten gefahren, das muss ja nicht sein. So ein Schmuckstück bewegt man ja vor allem, um gesehen zu werden“, lachte er. Etwas Besonderes ist sein Apache wegen des vielen Chroms. „Davon wurden nicht viele gebaut, bei den meisten wurden Stoßfänger und andere Teile einfach nur lackiert“, weiß Weller. Etwa 10000 Kilometer legt er jährlich mit dem „Chevi“ zurück, fährt zu Oldtimertreffen und Bastlern.

Ebenfalls ein Scheunenfund war die Citroen DS, die Steffen Schulze präsentierte. Das gelbe Gefährt anno 1968 war damals seiner Zeit voraus. „Sie hat Servolenkung, eine hydropneumatische Federung und sogar mitlenkende Scheinwerfer“, informierte der Redakteur und Übersetzer. Als erstes Auto überhaupt hatte es eine stromlinienförmige Karosserie. Berühmt wurde die DS, die auch als „Göttin“ bezeichnet wird, durch zahlreiche Filme, etwa „Fantômas“ mit Louis de Funès.

Oldtimer- und Teilemarkt TauchaRichtig alt ist der Adler Trumpf Junior von Udo Gaida. „Baujahr: 1936“ steht in den Papieren des roten Cabriolets, dessen Motor nur 25 PS leistet. Sichtbar ist dieses Alter aber nicht. „In den 60er Jahren wurde der Wagen schon einmal restauriert, ich habe ihn aber nochmal grundlegend aufgewertet“, so der KFZ-Meister im Ruhestand. „Jetzt gerade habe ich noch eine Hupe gekauft, für einen anderen Oldtimer, den ich derzeit restauriere“, freute sich der 64-Jährige. Mit seiner Frau Monika fährt Udo Gaida oft zu Freunden nach Zinnowitz oder Niedersachsen. „In aller Ruhe – das ist unsere Art, das Leben zu genießen“, lächelte er. An Oldtimertreffen mag Gaida vor allem den „Geist von früher“, wie er sagte. „Hier wird sich noch gegenseitig geholfen, kommt man über die Autos ganz leicht ins Gespräch miteinander. Im normalen Leben vermisst man solche Offenheit meist“, meinte er.

Etwa 150 historische Fahrzeuge, Autos wie auch Motorräder, konnten die mehreren hundert Besucher vor dem Möbelhaus und in einer anschließenden Ausfahrt gen Störmthal bestaunen. Veranstalter Roland Weiß war angesichts des Andranges zufrieden: „Ich finde das unheimlich spannend, wie viele Leute sich für die alten Autos interessieren“, sagte er. Mindestens vier solche Treffen will Weiß in diesem Jahr noch ausrichten, unter anderem im Horch-Museum Zwickau.

Erschien am 21. April 2008 in der Leipziger Volkszeitung.
Extra für meine Blogleser: Fotos vom Oldtimer- und Teilemarkt Taucha.

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