Biker und Musik beim Countrytreffen

Taucha. Zum vierten Mal fand am Wochenende das Country-Fest und Biker-Treffen auf dem Schlosshof statt. Alleinveranstalter Rainer Klöpsch bot Countrymusik, eine große Ausfahrt für Motorradfahrer und erstmals einen Linedance-Workshop. Die Besucherzahlen waren im Vergleich zu den Vorjahren rückläufig.
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Gitarrenklänge und Männergesang liegen am Freitagabend in der Luft über Tauchas Schlosshof. „David & Heart“, ein Country-Duo aus dem Harz, steht auf der Bühne im Festzelt. Wolfgang David und Netty Heart singen von Liebe, Texas und 40-Tonnern auf heißem Asphalt. Davor tanzt ein gutes Dutzend Frauen und Männer den typischen Linedance und lässt den wackeligen Bretterboden beben. „Ist das nicht herrlich?“, fragt Rainer Klöpsch und erwartet gar keine Antwort. Jedes Jahr bekäme er 25 Angebote von Bands. „Das ist ein großer Pool, aus dem ich nur zu schöpfen brauche. Irre, wie gut das läuft“, sagt er. Gemeldet hätten sich auch sieben Countryfrauen aus Prag „mit Feuer unterm Hintern“, die aus terminlichen Gründen aber nicht dabei sein konnten.

Dafür haben es Händler aus Polen bis nach Taucha geschafft. „Wir kommen aus Tschenstochau“, sagt die deutschstämmige Dominica Krüger. Die knapp 600 Kilometer hätte ihr Vater im Kleinlaster absolviert. „Jetzt schläft er“, sagt sie und deutet auf den weißen Lieferwagen. Im Angebot haben Krüger und ihre Kollegin Bozene Warbuziuska Westernhüte und Perücken. „Dass die Händler aus Polen kommen, wusste ich gar nicht. Bei mir rief eine Frau an und fragte, ob sie dabei sein können“, so Klöpsch, der aus Mitleid den Polen gleich die Standgebühr erließ.

Während „David & Heart“ für einen Gast die Country-Version von „Happy Birthday“ anstimmen, verteilen junge Damen mit einem bekannten Kräuterschnaps gefüllte Reagenzgläser und dekorieren die Probierwilligen mit orangenen Blumenketten. Imbissbetreiber Günter Herrmann lehnt an seinem Bierwagen. „Nicht sonderlich viel los für einen Freitag“, sagt er und bangt um seinen Gewinn.
Am Sonnabend dann stehen rund 170 Biker samt ihrer zum Teil spektakulären Motorräder auf dem Areal des Schlosses und den angrenzenden Straßen. Sie lauschen dem Biker-Pfarrer, der nur als „der Andreas“ bekannt ist. Am Ende der Andacht spenden sie einen nicht näher bezifferten Betrag für ein gemeinnütziges Projekt in der Region. Die anschließende Ausfahrt führt über Delitzsch und bis nach Bitterfeld.

Der Sonntagvormittag steht nun ganz im Zeichen des Linedance. Enrico Adler, vierfacher Weltmeister in dieser Tanzform, ist aus Berlin angereist, um den Mitgliedern des Tauchaer Linedance-Vereins Parthe Boots und anderen Interessierten ein paar Tänze beizubringen. Zwei Stunden dauert sein Programm.

Und während im Zelt getanzt wird, steht Gastronom Günter Herrmann an seinem Bierwagen und klingt verhalten optimistisch. „Viel wird nicht übrig bleiben, ich glaube, die vergangenen Jahre war mehr los“, sagt er. Rainer Klöpsch spricht von rund 400 Gästen. Etwa 3800 Euro hätte ihn das Fest gekostet und er hofft, das Geld da- für halbwegs wieder rein zu bekommen.

Und plötzlich wird Klöpsch nachdenklich. „Ich überlege echt, ob ich das nächstes Jahr nochmal durchziehe. Das ist mittlerweile richtig Arbeit geworden.“ Aber wer ihn kennt, der weiß, dass der rührige Rentner mit dem schelmischen Lächeln längst in Gedanken am fünften Countrytreffen plant.

Erschien am 10. August 2009 in der Leipziger Volkszeitung.