Hilfstransport von Taucha nach Polen

Taucha. Geschäftiges Treiben herrschte unlängst im Altenheim des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) am Veitsberg. Ehrenamtliche Helfer und Mitglieder der Organisation machten einen Hilfstransport startklar. „Wir verladen hier 55 Betten, die ungenutzt im Altbau standen, aber noch voll funktionstüchtig sind“, so Olaf Kühling, Vorsitzender des Vorstandes des DRK-Kreisverbandes Leipzig-Land. Das Ziel der Reise: die Stadt Sieniawka, direkt hinter der deutsch-polnischen Grenze bei Zittau.

„Eine psychiatrische Klinik benötigt die Betten und einige andere Hilfsmittel wie Gehbänke und Stöcke“, teilte Kühling mit. Zustande kam der Kontakt über den DRK-Kreisver- band Zittau. Dessen Geschäftsführerin Christa Winecker hatte für die Hilfslieferung die Zittauer Partnereinrichtung in Sieniawka vorgeschlagen.

Im Gegensatz zu Kliniken und Heimen in Deutschland, die die Bettenanzahl aus Komfortgründen deutlich reduzieren, werde in Polen immer weiter aufgestockt. „Zwei- bis Sechs-Bett-Zimmer sind dort an der Tagesordnung – bei uns unvorstellbar“, so der DRK-Vorsitzende, der sich im März selbst ein Bild vor Ort machte. „Obwohl Polen mittlerweile EU-Land ist, sind die Zustände dort teilweise sehr schlimm. Klar, dass wir helfen wollten.“

Aus nahezu ganz Sachsen wurden darum Kameraden zusammengetrommelt, 18 an der Zahl. Ein Lkw kam aus Dresden, drei weitere reisten aus Zittau und vier aus dem Kreisverband Leipzig-Land an. Für die freiwilligen Helfer sei solch ein Transport vor allem auch ein Erlebnis. „Die meisten arbeiten tagsüber in ganz normalen Jobs vom Dachdecker bis zum Bäcker. Da kommt so eine Fahrt mal ganz gelegen und zudem stärkt sie die Teamfähigkeit eines jeden einzelnen“, so Kühling, der bereits einige Hilfslieferungen, etwa nach Minsk und Moldawien, begleitete. So waren für ihn und einige der Kameraden die etwa dreieinhalb Autostunden eher Routine. Auch bürokratische Widrigkeiten wie die Konvoigenehmigung oder der Umstand, dass ein Lkw aufgrund seiner Größe nicht über Zittau einreisen durfte, sondern über Görlitz fahren musste, konnten ihn nicht aus der Ruhe bringen.

In Sieniawka zeigte sich Tadeusz Kocjan, der dort die gesamtpsychiatrische Abteilung leitet von dem Konvoi beeindruckt. „Wir werden diese schönen Betten gegen die Schlimmsten austauschen. Es war für uns eine große Überraschung und wir danken von Herzen“, sagte der Doktor. Die Helfer aus Deutschland schauten sich in dem 1966 gegründeten Krankenhaus um und zeigten sich teils erschüttert von dessen maroden Zustand und der alten, abgenutzten Einrichtung.

Der nun leergeräumte Altbau des Tauchaer Altenheims soll voraussichtlich im nächsten Jahr abgerissen werden. Zudem sind auf dem Gelände eine Wäscherei und ein Therapiegarten geplant.

Erschien am 18.05.2007 in der Leipziger Volkszeitung