Hobbymusiker sorgen für Gänsehautstimmung

requiem_1.jpg„Tag der Tränen, Tag der Wehen“ – Was im sechsten Text Lacrimosa der Totenmesse beschrieben wird, traf am Freitagabend nicht auf die Aufführung des Stücks von Wolfgang Amadeus Mozart zu. Diese, vorgetragen in der Tauchaer Kirche St. Moritz, begeisterte mit stimmgewaltigen Chören, exzellenten Solisten und einem kraft- und gleichzeitig gefühlvollen Orchester.

Eingeladen zum Requiem, Mozarts letztem Stück, an dem er nur zu zwei Dritteln mitwirkte, hatten das Vocalensemble Borinzi und der Männerchor Taucha. Um dem anspruchsvollen Werk gerecht zu werden holten sich die Chöre Unterstützung weiterer Laien- und Hobbymusiker: Der Männerchor Ermlitz, der Lehrerchor und das Leipziger Lehrerorchester sorgten zusätzlich dafür, dass die Empore des Gotteshauses so voll wie wohl noch nie war. In der herbstlich geschmückten Kirche lauschten Tauchaer und ihre Gäste den Klängen des Ensembles. Dass es Amateure waren, die dort ihre Stimmen und Instrumente zum Besten gaben, konnte man kaum glauben. Zwar merkte man einigen Mitgliedern ihre Anspannung an. Der Gesamteindruck überzeugte aber. Harmonisch war das Zusammenwirken der Chöre und des Orchesters. Punktgenau kamen die Einsätze von Pauken und Posaunen. Zart bis mitreißend glitten die Streicher über ihre Saiten. Nicht weniger perfekt die vier Solisten. Marina Scharnberg, Klaudia Zeiner, Kristian Sörensen und Gun Wook-Lee waren bis auf wenige Ausnahmen im Orchester die einzigen professionellen Musiker des Abends.

Dirigiert wurden die Musiker von Erik Schober. Der geborene Löbauer, der gestern seinen 30. Geburtstag feierte, leitet verschiedene Chöre in Leipzig, Taucha und Umgebung. Nach der Vorstellung zeigte sich Schober zufrieden. „Ich bin sehr glücklich, am Ende war alles stimmig“, sagte er und musste – zum ersten Mal in seiner Laufbahn – Autogrammwünsche des Publikums erfüllen. „Da bin ich jetzt wirklich überrascht“, schmunzelte er. Von „Gänsehautstimmung“ und einer „überwältigenden Darbietung“ sprachen Herta und Gerhard Dettbarn. „Das war wirklich etwas besonderes. Wir haben hier in der Vergangenheit schöne Konzerte erlebt, das war eines der besten“, lobte das Ehepaar und schickte den Wunsch nach weiteren solchen Aufführungen hinterher. Heinz Martin aus Brandis, nach eigenem Bekunden „Pfarrer im Unruhestand“, war nicht weniger angetan. Besonders die Leistung des Tauchaer Kantors Frank Zimpel, der vor dem Requiem ein Orgelstück spielte, überzeugte ihn. „Den werden wir wohl auch mal engagieren.“

Am Sonnabend führten die Hobbymusiker das Requiem dann in der Peterskirche zu Leipzig auf. Schauspieler Dieter Bellmann las eine Einführung, bevor die Totenmesse auch hier zelebriert wurde. Dirigent Erik Schober war abermals begeistert: „Es war phantastisch. Den meisten flatterte das Herz, weil sie noch nie in so einer großen Kirche sangen. Aber jetzt liegt der Stress hinter uns und wir sind sehr entspannt. Ein großes Dankeschön an das Publikum, das uns bei beiden Aufführungen sehr unterstützt hat.“

Erschien am 1. Oktober 2007 in der Leipziger Volkszeitung.

4 Gedanken zu „Hobbymusiker sorgen für Gänsehautstimmung

  1. Für mich als Mitwirkender ist Ihr Artikel ziemlich zutreffend (kleiner Lapsus: Erik Schober hatte schon am 29.09. Geburtstag). Die mir gegebenen Feedbacks des Publikums werden sehr genau widergespiegelt.

    Danke
    Ronneburg

  2. Danke für den Hinweis auf den Fehler. Dann stand der aber schon in der Ankündigung des Konzertes falsch drin. Hat sich’s wenigstens durchgezogen. 🙂

  3. Hallo Herr Große,
    leider konnte ich erst heute – am 07.10.- den Artikel lesen und fand ihn gut – wie Jörg Ronneburg schrieb. Trotzdem muß ich anmerken, dass Sie leider die Sängerinnen der Kantorei Taucha nicht erwähnt haben, die ja sonst vom KAntor Herrn Zimpel dirigiert bzw. geleitet werden.Das hätte diesen und den Lesern vielleicht auch gut getan. Schade, es geht nun nicht zu ändern.
    Beide Konzerte waren für alle Beteilgten ein Höhepunkt in der musikalischen Arbeit und stellten auch eine Wertschätzung und Würdigung für unseren Chorleiter, Herrn Erik Schober dar.
    Danke
    Fritz Strobelt, Vorsitzender Männer-CHor Taucha e.V.

  4. Nun, in einem solchen Artikel ist es immer schwer, alle Beteiligten aufzuzählen. Dass noch Sängerinnen der Kantorei dabei waren, wusste ich ehrlich gesagt nicht. Ich hoffe, die Damen kommen drüber weg, war keine böse Absicht, wirklich. 🙂

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