„Liebe kann man sich auch erarbeiten“

Tauchaer arbeitet als Flirt-Coach


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Taucha. Es klingt wie eine Stammtisch-Idee, doch Christian Pörtzel meint es ernst und verdient nach eigenem Bekunden bereits gutes Geld mit seinem Geschäftskonzept. Der 30-Jährige hilft hauptberuflich Männern beim Flirten. Und sagt: „Jeder kann die Frau bekommen, die er will. Denn Liebe kann man sich auch erarbeiten.“

Er ist kein typischer Frauenschwarm. Das weiß Pörtzel – und behauptet von sich trotzdem, das weibliche Geschlecht sehr gut zu kennen. „Ich wollte wissen, warum manch hübsche Frau mit einem eher hässlichen Mann zusammen ist und ob es stimmt, dass die inneren Werte zählen“, sagt er. Vor acht Jahren verabredete er sich aus Interesse mit zahlreichen Frauen, die er über das Internet fand. Zwei Monate lang hatte er jeden Tag zwei so genannte Blind Dates (Verabredung mit Unbekannten) und führte über die Treffen penibel Buch. „Es ging mir um die Reaktion der Damen auf mein Verhalten. Also habe ich drei typische Charaktere gespielt, den Schüchternen, den Normalo und den Draufgänger“, berichtet er. Am besten kam beim schwachen Geschlecht der dominante Typ an. „Ich glaube, Frauen wollen nicht auf Händen getragen und wie eine Göttin verehrt werden. Männer, die so sind, könnten als zu weich und wenig geeignet für eine Partnerschaft wirken“, meint der Flirt-Coach. Seine Beobachtungen schrieb er auf und gewichtete sie nach Relevanz für ein gemeinsames Zusammenleben. Auf diese Weise fand er seine Christiane, die Frau fürs Leben, mit der er seit dieser Zeit zusammen ist. „Sie war es, die anhand des Entscheidungsbaumes am ehesten zu mir passte. Anschließend habe ich mich auch in sie verliebt“, sagt Pörtzel. Natürlich klinge das hart, aber in Sachen Liebe ginge es nicht nur um die ersten paar Sekunden, den viel beschworenen ersten Blick.
„Wenn man auf seine natürliche Art bei der Herzdame nicht ankommt, muss man eben nachhelfen und sich verstellen. Später kann man das auch wieder zurückfahren und der Frau im Gegenzug Freiheiten lassen“, sagt er und gibt zu: „Ja, das ist im Grunde Betrug an der Frau, weil man am Anfang vorgibt, ganz anders zu sein. Trotzdem bin ich nicht frauenfeindlich, im Gegenteil, ich schätze Frauen sehr.“

Auf die Idee, mit dem Gespür für Frauenwünsche und seinem Menschenverständnis Geld zu verdienen, kam der Tauchaer während seiner Arbeit im öffentlichen Dienst. „Ich habe in der Arge Motivationstrainings für Arbeitslose gegeben und dort extreme Situationen gespielt. Es ging darum, das Selbstvertrauen zu stärken. Das kam richtig gut an. Also vermischte ich das mit meinem Interesse an Frauen. Das Flirt-Coaching ist im Wesentlichen auch ein Selbstbewusstseins-Training“, erklärt er. Dieses laufe je nach Kunde ganz unterschiedlich ab. Mal treffen sich die hilfesuchenden Männer, von denen der Parthestädter meist nur den Vornamen kennt, mit von Pörtzel vermittelten Schauspielerinnen, mal geht der Trainer mit den Kunden in die Disco oder auf eine Veranstaltung und gibt Tipps zum Verhalten und Ansprechen. Nur eines könne er nicht: „Dem Mann eine Frau suchen. Das muss er schon selbst tun.“

Erschien am 31.12.2008 in der Leipziger Volkszeitung.