Metallberufe vorgestellt

Taucha. In Zeiten knapper Ausbildungsstellen stellt sich für viele Schüler die Frage nach dem richtigen Beruf. Vergangene Woche machte sich darum ein Infomobil der Metall- und Elektroindustrie auf den Weg in die Parthestadt, um Mittelschülern einige Perspektiven aufzuzeigen. An Bord des umgebauten Busses waren stellvertretend für den Unternehmerverband Sachsenmetall e.V. Reiner Grünberg und Gerhard Rudolph. Die beiden Diplom-Ingenieure zeigten anhand von eingebauten Maschinen, welche Aufgaben auf die zukünftigen Lehrlinge kommen könnten. „Wir haben hier zwei computergesteuerte Werkzeugmaschinen zum Drehen und Fräsen“, erklärte Gerhard Rudolph und schaltete die Maschine ein. Während die ein Werkstück aus Metall bearbeitete, informierte er die Schüler über die verschiedenen Stationen einer solchen Produktionsanlage – von der Verteilung der Werkstücke über die Bearbeitung bis hin zur Qualitätskontrolle.

„Das ist ja alles gut und schön, aber bewerben für einen Metallberuf werde ich mich trotzdem nicht“, lautete das Fazit von Sindy Simon. Die 16-Jährige hat seit langem einen Berufswunsch, den sie auch umsetzen will: „Friseurin. Da muss ich nicht wissen, wie eine Schere hergestellt wird, sondern nur, wie ich sie benutze“, meinte sie. Einen Praktikumsbetrieb hätte sie auch schon.

Angesichts dieser Aussage warf Reiner Grünberg den Mittelschülern eine gewisse Gleichgültigkeit vor. „Wenn man bedenkt, dass eine ausgelernte Friseurin so viel verdient wie ein Bau-Lehrling im dritten Lehrjahr, muss man sich schon fragen, ob das die richtige Richtung ist.“ Die Firmen bräuchten heutzutage qualifizierte Arbeitskräfte, vor allem im verarbeitenden Gewerbe. „Und wo sollen die herkommen, wenn jeder zweite Schüler so denkt?“ In diesen Reigen stimmte Marina Hausmann, Lehrerin für Geschichte und Deutsch mit ein und beklagte im Gespräch mit den Beratern des Metallverbandes die schlechte Bildung ihrer Schüler. Pauschal betrachtet würden die meisten denken, die vermittelte Theorie in der Schule sei für die „Katz“.

Aber so denken dann doch nicht alle Schüler. Philip Timpert beispielsweise interessierte sich sehr für die Metallberufe. Sein Traumjob ist der des Autolackierers. „Ich hatte schon immer einen Faible für Farben und Gestaltung“, sagte der 14-Jährige. Und auch Markus Kögel, der Hotelfachmann lernen will, vertiefte sich trotzdem in eines der sechs Infoterminals, las Texte und schaute sich Videos oder Grafiken zu Metall-, Elektro- oder IT-Berufen an. Nur einer war dann gänzlich verkehrt. „Ich will Koch lernen, finde ich dazu hier Infos?“, fragte ein Neuntklässler den verdutzten Reiner Grünberg, der antwortete: „Nee, aber wie die Edelstahltöpfe entstehen, schon.“

Erschienen in der Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung am 06.07.2006 (Taucha-Seite)

2 Gedanken zu „Metallberufe vorgestellt

  1. Von wegen Metall, Infos für Klempner scheint’s gegeben zu haben: „Wergzeugmaschinen“ 😉

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