Vorband war nur Übermittlungsfehler

Schon merkwürdig, wie manche Fakten in die „Bild“ finden. Gestern berichtete die Leipziger Ausgabe in Text und Foto vom „Genesis“-Konzert im Leipziger Zentralstadion. Eine „PHILharmonie“ wäre es gewesen. Ganz beseelt von dem wahnsinnig tollen Konzert (das allerdings wohl von schlechtem Sound getrübt wurde), muss die Redakteurin dann beim Schreiben ihres Artikels Eingebungen, Halluzinationen oder einfach nur viel Phantasie gehabt haben. Denn sie schrieb:

Erst die britische Reggae-Band UB 40.

Humm? Genesis brauchen eine Vorband? Und dann ausgerechnet UB 40, die selbst Stadien füllen? Zwei solche Mega-Acts auf einmal? Nein, natürlich nicht. Vorbands werden in der Regel erst eingesetzt, wenn der Veranstalter merkt, die Karten verkaufen sich eher schlecht. Bei Genesis in Leipzig war dies aber nicht der Fall – die Karten gingen weg wie warme Semmeln.

Auch „Bild“ merkte das und korrigierte heute ihren Fehler von gestern. Die Art und Weise allerdings, wie sie das tat, überrascht. Denn nicht etwa der eigene Fehler ist Aufhänger der Geschichte, sondern der schlechte Sound und „Pfand-Ärger“.

Der schlechte Sound beim Genesis-Konzert – woran lag es? Stadion-Geschäftsführer Wilfried Lonzen (62): „Einen Soundcheck mit der Band gab es nicht. Es wurde nur ein Rauschen eingespielt, so die Technik abgestimmt. Aber natürlich ist die Akustik in einem leeren Stadion anders als in einer vollen Arena.“ Ärgerlich auch: Pro Trinkbecher wurden stolze 2,50 Euro Pfand verlangt. Doch mit dem letzten Genesis-Song waren alle Buden zu, keine Rückgabe mehr möglich.

Und erst nachdem „Bild“ die Fehler der anderen auflistete, folgte in Fettdruck dieser Satz:

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Wie „Bild“ überhaupt auf die Idee kam, UB 40 würde Genesis unterstützen, bleibt ein Rätsel. Denn offenbar trat Genesis in ganz Deutschland ohne Vorband auf.

7 Gedanken zu „Vorband war nur Übermittlungsfehler

  1. Hui, die BILD macht einen Fehler und korrigiert ihn am nächsten Tag – das ja nun wirklich unerhört! Wo bleibt der Presserat? Warum schaltet sich der DJV nicht ein?

    P.S. Schön die Formulierung „gingen weg wie warme Semmeln“. Wie poetisch! Und noch nie gelesen! Dahinter steckt sicherlich ein Stil-Gott!

  2. Ein Bild-Mitarbeiter meldet einen Fehler in der Bild-Zeitung bei Bildblog. Auch interessant.

  3. Was dann? Anzeigenvertreter? Pförtner? Geschäftsführer?

    Dann verstehe ich die Selbstdarstellung in Deinem Profil anscheinend falsch.

  4. Ich bin freier Mitarbeiter der Anzeigenleitung. Ich verkaufe keine Anzeigen sondern schreibe Texte für Anzeigenkunden. Manche sagen auch „Schweine-PR“ dazu. Steht aber immer „Anzeige“ oder „Sonderveröffentlichung“ drüber. Und ich versuche weitgehend, die Holzhammer-PR im Stil von „Kauf mich“ zurückzuhalten, erkläre lieber Hintergründe oder Geschichtliches zum Produkt. Das klappt freilich nicht immer. Allerdings gibt es auch dort Regeln, die der Verlag bestimmt. Und eine heißt eben, dass Kaufaussagen nicht erwünscht sind.

    Damit kann ich eher leben als mit den redaktionellen Dingen, die in Hamburg und Berlin verbockt werden. Die Leipziger Redaktion ist da wirklich ein Waisenkind. Umso erschrockener war ich auch ob des komischen UB-40-Fehlers.

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