„Wir sind ein anspruchsvolles, nationales Radio“

Der August-Webmontag gestern hatte viel intimes. Von etwa 30 angemeldeten Teilnehmern schaffte es ein Dutzend in die Kleine Träumerei in Leipzig. Aufgrund der überschaubaren Menge stellte Organisator Thomas Gigold kurzerhand den Beamer ab und das Macbook auf den Tisch. In schummeriger Atmosphäre mit dem Sound des prasselnden Starkregens im Rücken sprach dann Christian Bollert, redaktioneller Geschäftsführer von detektor.fm ausführlich über die Website des Internetradios, die kürzlich den NEG Website-Award gewann.

Das Netzwerk Elektronischer Geschäftsverkehr sucht jährlich herausragende Websites von vornehmlich kleinen und mittleren Unternehmen. Nachdem detektor.fm bereits sächsischer Landessieger wurde, wählten eine Jury die Website des Senders zum Bundessieger. „Besonders gelobt wurden die Benutzerfreundlichkeit, die klare Gliederung und die Einbindung von Social-Media-Elementen“, erzählte gestern Christian Bollert. Die Website läuft unter dem CMS Expression Engine und nutzt dort, wo es geht, HTML5, um auch für das iPad attraktiv zu sein. Bis zu 100 Zugriffe von iPad-Nutzern könnten die Macher wöchentlich verzeichnen. Ebenfalls gelobt vom NEG wurde die Timeline am Fuß der Website. „Hier haben wir ein Widget von SIMILE Widgets eingesetzt, das es Nutzern erlaubt, einfach zu bestimmten Tagen zurückzublättern“, sagte Christian.

Einblicke gabs auch in die Statistik. Vergangene Woche kamen 20.000 Besucher auf detektor.fm, die rund 32.000 Klicks auslösten. Besonders gefragte Themen waren die Loveparade-Tragödie, Wetterexperte Kachelmann und Fußball-Trainer Beinlich. User kommen aber nicht nur über Suchmaschinen, Verlinkungen oder direkte Zugriffe, sondern verstärkt auch über externe Player, die detektor.fm anbietet. „Populär sind unsere Player für die VZ-Netzwerke, hier vor allem schuelerVZ. Aber auch der Facebook-Player wird gut genutzt“, erklärte Radiomann und Diplom-Journalist Bollert.

Die Einnahmensituation gestalte sich für den jungen Sender bislang sehr gut. „Das liegt alles im Rahmen unseres Business-Plans“, ließ Christian durchblicken. Klassische Werbung lehnen die Macher ab, dafür gibt es Rubriken-Präsentationen. Außerdem übernehmen die Radiomacher die Audio-Produktion für Unternehmen und Verlage. So wird etwa das Streiflicht der Süddeutschen Zeitung als Podcast von den Leipzigern vertont. Paid Content indes sei kein geeignetes Geschäftsmodell. „Internet ist das Umsonstmedium. Über bezahlte Inhalte können wir uns nicht finanzieren“, so Bolltert. Trotzdem helfe das Internet dabei, ein nationales, anspruchsvolles Radioprogramm auf die Beine zu stellen. Vor allem durch die Multiplikation in Sozialen Netzen werde die Reichweite täglich erhöht. Oder wie Christian Bollert es ausdrückt: „Im Netz liegt eine große Chance für uns.“

Technisch umgesetzt wurde die detektor-Website von den Medienfreunden aus Leipzig. Ein Unternehmen, das ich hier demnächst ausführlicher vorstellen möchte.

Der nächste Webmontag findet am 6. September statt.