Energy Sachsen ohne Programmchef Thomas Wetzel (Update II)

„Thomas Wetzel ist ein erfahrener Radiomacher, der sich in der Branche bestens auskennt und weiß, was junge Hörer wollen. Es war nicht einfach, einen so zielstrebigen, durchsetzungsfähigen und disziplinierten Profi mit frischen Ideen und ehrgeizigen Zielen zu bekommen. Er war mein absoluter Wunschkandidat und ich freue mich, künftig gemeinsam mit Thomas Wetzel arbeiten und das Beste für den Ausbau unserer Marktposition tun zu können.“

(Volker Schwarzenberg, damaliger Geschäftsführer von Energy Sachsen im Januar 2008.)

„Carola Jung besitzt langjährige Radioerfahrung. In der Zusammenarbeit mit ihr sehen wir langfristiges Entwicklungspotenzial, das für den zukünftigen Erfolg der Radiobranche so wichtig ist. Thomas Wetzel, der die Programmverantwortung in einer schwierigen Übergangsphase übernommen hatte, möchten die Gesellschafter an dieser Stelle ganz herzlich für die geleistete Arbeit danken.“

(Christopher Franzen, Geschäftsführer von Energy Sachsen am 22. April 2009.)

Bei Energy Sachsen herrscht weiter Unruhe. Nachdem Anfang des Jahres Geschäftsführer Volker Schwarzenberg gehen musste und Christopher Franzen, rechte Hand von Mehrheitsgesellschafter (56 Prozent) Frank Otto, diese Geschäfte übernahm, wurde nun Programmchef Thomas Wetzel entsorgt. Nach etwas mehr als einem Jahr im Amt. Und das von jetzt auf gleich. In der heute versandten Pressemitteilung heißt es lapidar, Wetzel verlasse das Unternehmen, um sich neuen Aufgaben zuzuwenden. So wird das immer ausgedrückt, wenn jemand gegangen wird. Für diesen Schluss spricht unter anderem auch, dass Wetzel nicht einmal ein Zitat in der Pressemitteilung bekam. Da muss es ordentlich gekracht haben. Update: Nach Informationen von Christopher Franzen ging Wetzel auf eigenen Wunsch (siehe Updates am Ende des Textes; Überschrift entsprechend geändert)

Der erfolgreiche Programmchef und Chefredakteur Wetzel hatte große Pläne mit Energy Sachsen. Der 37-jährige kam von Radio Top40 in Thüringen, baute den Sender zu einer Marke aus. Gleiches wollte er mit Energy Sachsen erreichen. Mehr „Griffigkeit“ sollte der Jugendsender bekommen. „Was fehlt, ist der gehobene Zeigefinger, der uns unverwechselbarer macht. Aus Bekanntheit muss wieder Kult werden“, sagte er mir nach seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr. Mit Schwarzenberg war er auf einer Wellenlänge, wie auch obiges Zitat des damaligen Geschäftsführers beweist. Jetzt, wo Christopher Franzen die Geschicke des Senders (mutmaßlich von Hamburg aus) leitet, scheint sich das Blatt gewendet zu haben. Vielleicht gaben die internen Trackings aber auch schon eine katastrophale Richtung der MA-Zahlen vor. Die MA Radio 2009/I bescheinigte Energy Sachsen einen Zugewinn von 2000 Hörern gesamt, in der Zielgruppe der 20- bis 29-jährigen verlor der Sender aber diese 2000 Hörer.

Was der wirkliche Grund für Wetzels Rausschmiss ist, wird wohl offiziell nicht geklärt werden können. Thomas Wetzel war heute Abend nicht zu erreichen und Christopher Franzen von der Frank Otto Mediengruppe rief mich schon für diesen Artikel nie zurück, trotz mehrmaligen Anrufs bei der Sekretärin, die wohl nur als Wachhund, der Anrufer verbellen soll, eingestellt wurde. Mehr als diese Pressemitteilung wird wohl nicht kommen.

Bedauerlich ist der Rauswurf Wetzels, weil ihm bereits vor seinem Antritt bei Energy Sachsen von ehemaligen Mitarbeitern gute Führungsqualitäten und Charaktereigenschaften nachgesagt wurden. Sein Weggang bei Top40 veranlasste so manchen Insider, dem Sender das Ende seiner erfolgreichen Tage vorauszusagen. Bei Energy Sachsen war Wetzel beliebt. Morgenmoderatorin Friederike „Freddy“ Lippold sagte kürzlich zu mir, unter Wetzels Führung blühe sie neu auf, sie könne endlich wieder sie selbst sein. Wetzel glaubte an die Stärke und den Erfolg von Freddy, wollte die Marke weiter ausbauen. Ich hoffe nicht, dass Sie nun Bewerbungen schreiben muss.

Update:
So schnell geht das: Kaum geschrieben, melden sich Insider und Kenner der Szene bei mir, die sagen, Thomas Wetzel hätte zu viel gekostet. Und noch krasser: Angeblich soll Carola Jung den in Leipzig beheimateten Sender Energy Sachsen von Berlin aus lenken. Na herzlichen Glückwunsch zu dieser hervorragenden Entscheidung. Scheint, als müsste ich doch nochmal bei Otto/Franzen nachhaken.

Update 23. April 11.35 Uhr:
Wie mir Christopher Franzen auf Anfrage eben mitteilte, war es Thomas Wetzels Wunsch, bei Energy Sachsen auszuscheiden. „Er hat darum gebeten, weil er andere Pläne hat. Er hat einen ordentlichen Job geleistet, die Situation hat sich deutlich verbessert, die MA ist ordentlich verlaufen“, so Franzen. Carola Jung, die in Berlin lebe, werde nun täglich zwischen Leipzig und der Hauptstadt pendeln. „Von Berlin aus kann man diesen Job nicht erledigen, das weiß jeder, der sich im Radiogeschäft auskennt.“

Update 23. April 19.50 Uhr:
Energy-Mitarbeiter bedanken sich bei ihrem Programmchef.

7 Gedanken zu „Energy Sachsen ohne Programmchef Thomas Wetzel (Update II)

  1. Es nimmt in der heutigen Zeit immer seltsamere Formen an. Weil Leute in Schlüsselposition zu teuer sind, werden sie entsorgt und durch vermeintlich Kostengünstigere ersetzt. Aber der gedachte Einsparungseffekt an dieser Schlüsselposition kann gewaltig nach hinten losgehen (mangelnde Kompetenz, seltsame Personalführung, darausfolgende Fluktuation etc….)und weitaus höhere Folgekosten verursachen, nun ja Hauptsache “Kosten gespart”. Denkt mal drüber nach. Euer Karl-Heinz

  2. Zumal man von Carola Jung auch nicht das Beste hört. Glaubt man den Kommentaren bei Radioforen, hat sie Energy in Berlin nicht gerade geholfen. Vorschnelle Urteile will ich mir aber nicht erlauben, ich kenne sie nicht. Allerdings scheint sie einen Stalker, äääh Fan zu haben: http://www.carola-fanpage.de/

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