Warum veranstalten Radiosender Gewinnspiele? Um die Hörer an sich zu binden? Richtig. Um bei der Verkündung der nächsten Zahlen zur Mediaanalyse gut dazustehen? Auch richtig. Dazu kommt – und dieser Fakt wird oft bestritten – auch der finanzielle Anreiz. Denn mit Mehrwertdiensten wie 01379-Nummern lässt sich ordentlich verdienen.
50 Cent kostet den Hörer so ein Anruf, der oft im Nirvana endet, weil die Chance, bis zum Moderator durchzukommen, beispielsweise bei Radio PSR, äußerst gering ist. (Vergleiche aktuelle Teilnahmebedingungen unter Absatz 4 „Mechanik“). Meine Quellen gehen davon aus, dass pro Anruf etwa 22 bis 25 Cent bei PSR hängen bleiben. Die gern genommene Ausrede, dass der Mehrwertdienst nur gewählt wurde, um die Anrufer besser sortieren und bewerkstelligen zu können, zählt also nicht.
Dass der zu erwirtschaftende Umsatz durchaus eine Rolle spielt, lässt sich am Beispiel des Dienstleisters RBC ablesen. Dieser organisiert für Radiosender solche sogenannten Callmedia-Gewinnspiele. Auch für PSR, wie mir Sprecher Nico Nickel bestätigte. Schaut man sich deren Referenzbeschreibungen an, wird schnell klar, dass die Generierung von Erlösen aus solchen Anrufspielen durchaus eine feste Größe und Aufgabe des Dienstleisters ist. Auch die Einrichtung eines SMS-Services zählt logischerweise dazu. Dieser wird als schöner Service vom Hörer gern angenommen. Und der Sender freut sich über Zusatzeinnahmen. Wie hoch diese wirklich sind, verraten die Stationen natürlich nicht. Insider gehen aber davon aus, dass beispielsweise PSR mit ihrem Geldscheinspiel locker die Summe von 1 Million Euro erspielt hat.
Das alles ist nicht neu, egal ob im Radio oder im TV. Allerdings sollte man die Mechanik der Spiele verinnerlicht haben und bereit sein, Geld zu verlieren, bevor man sich zum Anruf entschließt. Während man bei Radio PSR wenigstens noch über das Auswahlverfahren aufgeklärt wird, haben Hörer von Energy Sachsen keine Chance, zu erfahren, dass auch ihnen auf diese Weise Geld abgenommen wird. Zwar wird auf der Website und On Air ständig auf die Kosten hingewiesen. Dass man dann aber im Sieb des Zufallsgenerators hängen bleiben kann, weil die Mechanik „ähnlich“ der bei PSR ist (Zitat Nico Nickel), davon ist keine Rede. Teilnahmebedingungen gibt’s bei Energy gleich mal gar nicht. Bei einer jungen Zielgruppe, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, besonders bedenklich.
Es wird also viel Geld verdient dieser Tage im Radiozentrum Leipzig, das sich unter anderem PSR, R.SA und Energy freundschaftlich bzw. in gesellschaftlerischer Abhängigkeit teilen. Das Wort „Mediengruppe“ ist seit November 2007 aus dem PSR-Wortschatz gestrichen, die entsprechende Website darum auch down. Kommuniziert wird nur noch das Radiozentrum, das alle in den oberen Etagen der Marktgalerie tätigen Mitarbeiter meint.
Da ist es ja schon richtig Nobel das bei RTL Sachsen, jede Stunde nur die Person anrufen muss, deren Rechnung gezogen wurde 🙂
Richtig. Dort ist es zwar auch eine 0137-Nummer, aber da kommt man auch durch, da erfolgt keine Auswahl mehr.