Per Klick zum Shirt – der Selbstversuch

Ich bin eine grafische Null. Zeichnen konnte ich nie. Und mein Verständnis von Farben, Formen und dem Zusammenspiel beider ist auch nicht wirklich ausgeprägt. Sich bei so wenig vorhandener Kreativität ein eigenes T-Shirt zu gestalten, grenzt schon ein wenig an Wahnwitz. Und trotzdem habe ich es getan.

Gestern lud der T-Shirt-Drucker Spreadshirt zu einer Infoveranstaltung ein. Vorgestellt wurde dort der neue T-Shirt-Designer, der bald noch mehr Freiheiten bei der Gestaltung lassen soll. Unter anderem wurde der Druckbereich vergrößert, auch sind mehrere Schriftarten und Farben in einer Zeile möglich. Und genau das war mein Problem gestern, als ich gemeinsam mit vier anderen Interessenten vor einem Monitor saß.

Die Zeile „Dein Text, dein Motiv hier“ blinzelte mich von einem ansonsten leeren Shirt an. „Hier haben sie nun die Möglichkeit, sich selbst durch den Designer zu klicken und sich ihr Shirt zu gestalten“, ermutigte uns Sprecherin Eike Sievert. Da saß ich nun. Und begann bei der Farbe des Shirts. Weiß? Näh. Schwarz? Hab ich schon zu viele. Navi? Ja, sieht annehmbar aus, dieser Blauton. Kann man machen.

Und was schreibt man da nun so drauf? Spontan auf die Schnelle hab ich keinen coolen Spruch parat gehabt. Also mal schauen, was die vorgefertigten Motive so hergeben. Die Kategorie „Bestseller“ spricht bereits auf Seite 2 eine eindeutige Sprache. Nein, das will ich nun wirklich nicht. Hm, mal überlegen. Vielleicht was mit Twitter? Genau, ich bin ne coole Twitter-Sau, die alles schon weiß. So machen wir es. Also: Textwerkzeug gewählt und geschrieben: „Weiß ich schon. Ich nutze Twitter.“ Dazu noch eine Sprechblase, das Textfeld draufziehen und fertig. Dachte ich.

Doch so einfach scheint das nicht zu sein. Um dem Qualitätsanspruch gerecht zu werden, hat sich Spreadshirt strenge Regeln gestellt. So dürfen maximal drei Ebenen, die später Folien sind, übereinander sein. Dummerweise haben wohl die Entwickler in der Beta-Version des neuen Shirt-Designers, den wir testen durften, Text so definiert, dass er automatisch drei Ebenen hat. Sprich: Man kann (derzeit und in Einzelfällen) Text nicht auf Motive ziehen. So hat eine Sprechblase, in die man etwas hineinschreiben will, natürlich recht wenig Sinn. „Das wird noch geändert“, versicherte mir Flashentwickler Frank Alic.

In meinem Fall war der kleine Programmierfehler kein Problem. „Schieb einfach den Text nach unten, du presst das Shirt dann ja selbst“, hieß es. Aha. Ich presse das Shirt dann selbst. Natürlich. Mach ich ja sonst auch dauernd. Bitte was? Nachdem jeder etwas mehr oder minder Kreatives auf sein virtuelles Shirt geschoben hatte, gings runter in die Produktion. Von dem Testlabor über die Qualitätssicherung bis zum Versand haben wir alle Stationen besucht, teilweise mit den Mitarbeitern gesprochen. Danach wurde uns erklärt, wie ein Spreadshirt entsteht. Der Teil „Du presst dann ja ohnehin selbst“ lief übrigens recht unspektakulär ab. Die Motive werden auf das Shirt gelegt, danach schiebt man die Presseinheit darüber, drückt zwei grüne Knöpfe und schon presst die Maschine mit 2 Bar eine 170 Grad heiße Platte nach unten. 15 Sekunden dauert das, danach sitzt das Motiv fest und das Shirt ist fertig für den Versand.

Das Testlabor

Entgittern heißt diese Aufgabe. Hier wird alles entfernt, was nicht aufs Shirt soll. Auf diesem Foto entferne ich übrigens gerade das falsche Teil. 🙂

Die Presse an der Presse.

Fertig!

Am Ende hatte ich ein (etwas zu großes), nahezu individuelles Shirt. Das Wort „Twitter“ übrigens durfte ich nicht verwenden, sagte mir das Programm. Copyright und so. „Ich twittere“ ging dann allerdings.

Richtig Kreative können aus dem Designer sicher mehr holen. Wer die neue Version 7, die in den nächsten Wochen online gehen soll, schon vorher mal testen will, kann sich hier austoben.

7 Gedanken zu „Per Klick zum Shirt – der Selbstversuch

  1. Hi Namensvetter,

    du hättest Dir doch ein T-Shirt fürs Twitgrillen machen können 🙂

    Gruß Daniel

  2. Ein toller Beitrag. Journalistisch absolut sauber und wirklich kreativ. Einen Firmenrundgang mitmachen und dann darüber berichten. Wow! Auf diese Idee, wäre kaum ein anderer gekommen. Nach der Lektüre des Textes bin ich mir sicher: Diese Spreadshirt-Firma ist richtig toll und macht super Produkte! Und an Herrn Große werden sich die PR-Abteilungen dieses Landes wohl noch die Zähne ausbeißen!

    Ah, ich hab grad gesehen, dass dieser Text explizit ein Blogeintrag ist. Dann nehme ich die vorangegangenen ironischen Bemerkungen zurück. Denn ein Blogger darf sowas ja 😉

  3. @Daniel: Hätte ich tun können, ja. Aber das kann ich ja auch zum Twitgrillen tragen.

    @Michael: Was genau möchtest Du mir mitteilen? Dies hier ist ein Blog, wie Du richtig feststelltest. Mit dem Untertitel „Eine persönliche Sicht…“ Dass Spreadshirt toll ist oder ich ihre Produkte liebe, habe ich nie behauptet. Geschweige denn behauptet, dass sie toll sind.

  4. Na das sieht doch cool aus und hebt sich ab vom schwarzen Allerlei was alle so im heimischen Schrank haben. Welche Farbe sich auch gut für Dich machen würde wäre Pistachio (ein annehmbares Apfelgrün) Kannste bei mir bestellen, auch mit individuellem Spruchdesign….

  5. Mir sind die Regeln bei Spreadshirt etwas zu hart .. ich weiß welche Gedanken dahinter stehen, aber dass man „twitter“ („Facebook“ etc. dann sicherlich auch) auf einem ach so frei gestaltbaren Text für mein persönliches Shirt nicht nutzen kann ist schon recht kindisch imho. Ich könnte es verstehen, dass man solche Dinger für Reseller-Shops und große Auflagen nicht zuläßt, aber für Einzelstücke?
    Ich könnte also kein Shirt machen auf dem steht: „Find me on twitter > blablubb“? Pfft.

  6. Offenbar ja. Weiss aber nicht, ob vielleicht nut der neue Designer so „streng“ eingestellt war. Kannst es ja mal testweise mit dem alten versuchen, vielleicht gehts da. 🙂 Da hakte sowieso noch einiges an manchen Stellen, eventuell wird dann gleich an den Copyright-Regeln geschraubt. 🙂

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