Roncalli erster Zirkus mit Hörspielreihe

Kinder wieder für den Zirkus begeistern und auf diese Weise auch die Erwachsenen ködern. Keine leichte Aufgabe für eine Branche wie den Zirkus, der seit Jahren den Zauber von einst verloren hat. Bernhard Paul versucht es mit Hörspielen. Obwohl Paul es nicht nötig hätte, denn er ist Gründer, Direktor und Seele des Circus Roncalli. Jenem Roncalli, der im Mai 1976 den fahrenden Tierdressur- und Akrobatik-Familien zeigte, was Zirkus wirklich bedeutet. „Ich will keine Kollegenschelte betreiben. Dennoch ist es auch heute noch so, dass sich viele berufen fühlen, nur wenige sind wirklich auserwählt“, sagt er. Ein Greuel seien ihm die kleinen Zirkusse. „In unserem Geschäft darf man alle Emotionen bedienen. Nur kein Mitleid. Und leider ist das bei vielen der Fall“, meint Paul. Und weil für ihn Zirkus sowohl Kunst- als auch Kulturform ist, will er nun mit Hörspielen die Kinderzimmer erobern.

„Es gibt heute nur wenige Möglichkeiten, Kinder zu erreichen. Sicher hätten wir auch Filme drehen können, Kinder sitzen ja auch oft vor dem Fernseher. Aber ich habe Radio schon immer mehr geliebt, weil man sich zum Gehörten seinen eigenen Film denken kann“, sagt der Zirkuschef. Dieses Kopfkino sei es, das Kinder wieder bräuchten, um ihre Fantasie anzuregen. Und so sollen sich Kinder ab vier Jahren die Geschichten rund um Roncalli, einen geheimnisvollen Clown, die chinesische Pyramide oder ein verschwundenes Pony anhören.

Geschrieben hat die je rund 40-minütigen Hörspiele Kati Naumann, Frau von „Prinz“ und „Final Stap“-Gründer Tobias Künzel. Um sich ein echtes Bild vom Zirkusleben zu machen, lebte Kati Naumann einige Wochen im Wohnwagen, beobachtete das Miteinander und überlegte, wie all das in kindgerechte Geschichten und Charaktere passen könnte. Heraus gekommen sind dabei solche Figuren wie die Zirkusdirektoren Marco und Toni Mozzarella, der Clown Zippo oder die bösartige Gedankenleserin Tusnelda Donner. Bernhard Paul selbst ist als Clown Zippo zu hören. Eingesprochen wurden die ersten zwei Staffeln der Hörspielreihe, die aus je drei Folgen bestehen, in Tobias Künzels Studio in Taucha-Pönitz bei Leipzig. Vor dem Mikro standen dabei bekannte Medienmenschen aus Leipzig. Ex-Energy-Morgensirene Friederike „Freddy“ Holzapfel, die PSR-Moderatoren Steffen Lukas und Peggy Schmidt sind ebenso darunter wie Künzels „Prinzen“-Kollege Jens Sembdner oder Moderatorin und Autorin Angela Elis und viele mehr. Die erste Staffel erscheint am 10. September, die zweite Staffel, die im August eingesprochen wurde, soll vor Weihnachten folgen.

„Das ist die erste große Hörspielreihe seit TKKG oder den drei Fragezeichen, die so groß angelegt ist“, meint Bernhard Paul. Von der Produktion erhofft er sich einiges. „Ich glaube schon, dass wir auch damit den Zirkus zum einen jung halten, aber seine Tradition bewahren können.“ Modern sei Roncalli, der zukünftig nur noch ohne den Zusatz „Zirkus“ auftreten wolle, ohnehin, wie Paul sagt: „Wir sind der einzige Zirkus, bei dem sie über das Internet Tickets bestellen können, wir haben unsere Beleuchtung komplett auf LED umgestellt und sparen dadurch enorm und wir sind der erste Zirkus mit einem Sponsor.“

Erschien am 9. September in der Leipziger Volkszeitung.